Man könnte ihren Flug mit dem der herrlichen Hexen in einem Goya-Gemälde vergleichen, man könnte das haar-genau abgestimmte Auf und Ab wie das Abbild unserer Existenz ansehen, auf jeden Fall ist die ungewöhnliche Kunst von Ricce Meticce einfach “haarsträubend”. Beim diesjährigen Festival Cirque de Demain Paris sorgte das Duo für begeistertes Kopfschütteln und großen Jubel. Die italienischen Artistinnen Chiara und Samanta haben nicht nur die uralte Kunst des Zopfhangs wiederentdeckt, sie haben sie auch in der ungewöhnlichen Variante des Doppels neu erfunden. Dazu kommt noch, dass die Hängepartie der zwei an diversen italienischen, spanischen und französischen Circus Akademien ausgebildeten Künstlerinnen an einer hoch in die Luft gehenden Art Wippe vonstattengeht. Die Frisur sitzt: Ihre wilde Lockenpracht (frei übersetzt vom italienischen Ricce Meticce) wird dafür zu einem Pferdeschwanz getürmt, in dem ein dicker Ring für den Abflug fixiert ist – das muss mindestens wie Dreiwetter-Haarspray halten! Chiara und Samanta zeigen kopflastig ein abenteuerliches Luft-Ballett mit viel Beinfreiheit. Viel Kraft und Körperbeherrschung sind für all die haarklein ausgefeilten akrobatischen Figuren nötig, hält hier doch quasi das Haupt den ganzen Körper und all seine Bewegungen aus. Diese Haar-monie könnte einem schon ganz schön Kopfschmerzen bereiten.